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Kunstakademie Münster http://www.kunstakademie-muenster.de

Aufgabe der Kunstakademie Münster ist die Pflege der Künste auf den Gebieten der Bildenden Kunst durch Kunstausübung, künstlerische Entwicklungsvorhaben, Lehre und Studium und den damit verbundenen Wissenschaften. Die Kunstakademie Münster ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und zugleich Einrichtung des Landes Nordrhein-Westfalen. Sie hat eine Rektoratsverfassung

>FREIE KUNST: Schwerpunkte: Malerei, Grafik, Bildhauerei, Film/ Video

Das Studium der Freien Kunst an der Kunstakademie Münster dient der Förderung der künstlerischen Begabung, der kunstwissenschaftlichen Kenntnisse und der künstlerisch - technischen Fertigkeiten der Studentinnen/ Studenten. Sein Sinn ist die Bildung einer künstlerischen Persönlichkeit

Im Zentrum des Studiums steht das künstlerische Studium in einer Künstlerklasse (Atelierstudium). Die kunstwissenschaftliche Lehre und praktische, künstlerisch-technische Angebote sind weitere Bestandteile des Studiengangs

>KUNST FÜR DAS LEHRAMT für die Primarstufe * Sekundarstufe I und II

Das Studium hat zum Ziel, Studierende zu einem persönlichen künstlerischen Schaffen zu führen, ihnen ein adäquates Verständnis von Kunst und ihrer Geschichte zu vermitteln und sie zu eigenständigem kunstpädagogischen Denken und Handeln zu befähigen, damit sie das Fach Kunst selbständig unterrichten und den damit verbundenen künstlerischen Anforderungen entsprechen können.

Dazu bedarf es erstens der Förderung künstlerischer Erfahrung, der Heranführung zu eigenem künstlerischen Ausdrucksvermögen und der Entwicklung persönlicher Gestaltungsweise. Dazu bedarf es zweitens des Erwerbs kunstwissenschaftlicher Kenntnisse und Fähigkeiten in inhaltlicher und methodischer Hinsicht sowie der Möglichkeit zur Reflexion eigener und fremder künstlerischer Arbeit im kunsthistorischen Zusammenhang unter Anleitung und Vermittlung durch Künstler Innen? und Wissenschaftler Innen?. Dazu bedarf es drittens der Aneignung von kunstpädagogischen Voraussetzungen zur Vermittlung kunstgeschichtlicher Hintergründe; zur Weckung künstlerischer Rezeptionsbereitschaft und zur Anregung eigener schöpferischer Arbeit bei Schülern.


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Kommentar 1995:

Die Kunstakademie in Münster - ein Erfahrungsbericht von Bernd Conrad.

Je kleiner die Akademie, um so stärker fällt die psychologische Disposition ihrer Lehrer und Professoren im Verhältnis zur Studentenschaft ins Gewicht; und um so größer ist die Gefahr, einen möglichen Realitätsverlust zu erleiden.

Die Akademie Münster ist in kleine "Klassen" von 8 ( Lutz Mommartz, Film und Video) bis ca. 50 Studentinnen und Studenten (Timm Ulrichs, Totalkunst) gegliedert, für die jeweils ein Professor verantwortlich ist. Zudem werden Vorlesungen und Seminare in den Fächern Wahrnehmungspsychologie, Kunstgeschichte und Ästhetik eingerichtet, wobei letzteres Fach durch Prof. Manfred Schneckenburger den Begriff Öffentlichkeit nach den analytischen Mustern der siebziger Jahre kritisch durchleuchtet. Werkstattkurse runden das Ausbildungsprogramm ab.

Die Kunstakademie Münster, ursprünglich als Dependance von Düsseldorf zur Ausbildung von Kunsterziehern 1973 gegründet, leidet seither an einem Dilemma. Es wird behauptet, daß hier die "freien Künstler" und die Lehramtskandidaten gleichermaßen ausgebildet und gefördert würden. Aber die Professoren erwarten von den Studentinnen und Studenten, sich zwischen einer Berufsausbildung für den Arbeitsmarkt und einer künstlerischen Karriere zu entscheiden. Sie fordern, sich mit "absoluter Hingabe" der freien Kunst zu widmen, und blenden die Tatsache aus, daß sie sich aus einer unkündbaren Stellung heraus diese Freiheit leisten können.

Seit der Einrichtung des Studienganges "Freie Kunst" im Jahre 1991 sind mehr Abgänger mit dem angestrebten "Akademie-brief" zu verzeichnen, als es Lehramtsabsolventen im Fach Kunst gibt. Das ist die Folge des hohen Erwartungsdrucks einer "kunst-produzierenden Elite", die ihren Erfolg dem Beamtenstatus zu verdanken hat. (Sie hingegen werden behaupten, daß sie diesen Status ihrem Erfolg verdankten.) Der Akademiebrief ist ein Kunsthochschulabschluß, der "dem Diplomgrad entspricht"; man ist also nach mehrjährigem Studium "Diplomkünstler", mit oder ohne den Appendix einer "Auszeichnung". Die Abgängerzahl der "Dipl.Kü" steigt kontinuierlich, obwohl ein solches Zeugnis auf dem Arbeitsmarkt allein kaum als Qualifikation anerkannt wird. Als zu uneinheitlich und viel zu vage definiert ist das Berufsbild des Künstlers auf dem Arbeitmarkt bekannt.

Meine Studienzeit begann Anfang der 80er Jahre, die an der Akademie Münster von ideologischen Auseinandersetzungen geprägt waren. "Kunst aus dem Geist der Authentizität heraus zu schaffen" war ein wesentliches, von scheinbarer Ferne zum Kunstmarkt geprägtes Thema. In Wirklichkeit herrschte an der Kunstakademie ein Klima der verzweifelten Verteidigung des "klassischen Genies", wie es vom Kunstmarkt gefordert wird. Der Künstler erschien als ein aus der Masse herausragendes Individuum, das im Bemühen um Wahrhaftigkeit sein Scheitern als solches überdauert, wie es z.B. Rainer Ruthenbeck und Lutz Mommartz forderten. Das Genie war und ist das vorherrschende Leitbild an dieser mit rund dreihundert Studierenden kleinen, aber (u.a. mit Rainer Ruthenbeck, Timm Ulrichs , Ulrich Erben, Manfred Schneckenburger usw.) hochkarätig besetzten Institution.

Öffentlichkeit in Münster ist in erster Linie eine Gremienöffentlichkeit, d.h. die Kunst, das studentische Werk, erblickt zuerst auf den alljährlichen "Rundgängen" das Licht der Welt. Ein Ausschuß der Professorenschaft wählt auf diesen Jahresausstellungen die Förderpreisträger und Paris-Stipendiaten aus, die auch zukünftig ihre besondere, protektionistische Wertschätzung genießen sollen. Hiermit wird das studentische Werk zu allererst als Investition in die Zukunft der Akademie verstanden, d.h. es werden "Namen" aufgebaut und die "Profile junger Künstler" an den Kunstbetrieb herangeführt. Noch lange nicht sind sie auf einen "Markt" vorbereitet, da es einen Markt für Kunst in Münster und Umgebung nicht gibt. Es verschafft den geförderten Münsteranern lediglich günstigere Voraussetzungen, in das Betriebssystem Kunst von der Provinz aus hinein empfohlen zu werden. In anderen Gremien der Region, z.B. des "Westfälischen Kunst-preises" (Bussmann) findet man turnusmäßig z.B. die Namen von Timm Ulrichs, Paul Isenrath, Gunther Keusen oder Manfred Schneckenburger als Entscheidungsträger wieder. Die Professoren der Kunstakademie Münster, zehn Männer und eine Frau, sind somit Selektoren und Multiplikatoren für den Kunstbetrieb in Personalunion. Sie sondieren in erster Linie die jungen Talente aus der Provinz für den "freien" Kunstmarkt, von dem sie zugleich als Zulieferer behandelt werden.

Provinzialität geht dann mit Naivität im Umgang mit der Öffentlichkeit einher, wenn durch den üblichen Protektionismus die

Illusion bei den Newcomern genährt wird, daß der Kunstmarkt sowie die überregionale Öffentlichkeit ebenso leicht von Münster wie von Düsseldorf oder Köln aus bedient werden könnte.

In Münster existiert bis heute weder eine bedeutende Galerie noch eine Anbindung an den internationalen Kunstmarkt. Aber es existieren Trampelpfade für die Studierenden in die Protektions-Nischen des Kunstbetriebs hinein. Der "steinige" Weg zum Erfolg werde, so das gehandelte Wunschbild, von Münster aus verkürzt, wenn man für Preise, bedeutende Ausstellungen oder Stipendien vorgeschlagen wird. Man wird zum "Künstler" ernannt, wenn man in der akademieinternen Gremienöffentlichkeit eine Rolle spielt. Daß dies längst nicht genügt wird jedem spätestens dann einleuchten, wenn er die beschützende Werkstatt "Akademie" verlassen hat.

Öffentlichkeit erschien uns Studenten trotzdem nicht schlechthin als eine passive Größe, erkennbar an der Aufmerksamkeit, welche die Akademie auf sich zieht. An einer Wirkung auf die römisch-katholische Verwaltungs- und Studentenstadt wurde verstärkt gearbeitet als Prof. Manfred Schneckenburger die Szenerie 1990 betrat. Denn es mangelte bislang an entsprechender Vorbereitung auf den Künstleralltag außerhalb des akademischen Schutzraumes.

Mit Manfred Schneckenburger ist 1991 ein wichtiger Multiplikator "Professor für Ästhetik und Öffentlichkeit" in Münster geworden, der eine Schlüsselposition für die Münsteraner Kunstproduktion einnimmt. Seine Bemühungen änderten jedoch wenig an der grundsätzlichen Naivität im Umgang mit der "Öffentlichkeit" durch Studenten und Professoren. Auch wenn das Seminar "Der Künstler und sein Galerist" einen Einblick in das Berufsleben des Künstlers vermitteln soll, bleibt die Eigeninitiative das beste Mittel, aus der Hermetik des Akademie-Alltags auszubrechen. Manchmal können die Studierenden auf geringe Projektmittel des Kulturetats der Stadt zurückgreifen, ab und zu gelingen Ausstellungen bei Autohändlern oder Orchideenzüchtern. Aber die politische Anbindung der Akademie an die Stadt Münster will nicht gelingen. Die Akademie und ihre Kunst sind ein Fremdkörper in der Stadt geblieben.

Die Professoren wohnen nicht in der Stadt der Studenten, ausgenommen Prof. Udo Scheel, und ihre körperliche Anwesenheit vor Ort beschränkt sich auf die Kolloquien, die einmal in der Woche zelebriert werden. (Eine rühmliche Ausnahme von dieser Regel ist Prof. Timm Ulrichs, dessen zweiter Wohnsitz sein Atelier in der Akademie geworden ist.) Sie drückten da-mit nicht zuletzt ihre Distanz zum Lebensraum "ihrer Studenten" und den Ereignissen in Münster aus.

Manche von ihnen führten hierarchische Strukturen in "ihrer Klasse" ein. Die Studentinnen und Studenten wurden rasch mit den psychischen Defekten ihrer Lehrer konfrontiert. Die schizophrenen Schübe von Professoren oder ein versteckter Alkoholismus waren für uns leichter zu ertragen als ihr subtiler Terror, der durch autoritäre Ausgrenzungsversuche geübt wurde oder der offene Sexismus, den viele Studentinnen erlitten. Diese menschlichen Ausfälle sind jedoch nicht münsterspezifisch, vielmehr eine ungebremste Folge des Klassensystems an einer mit ca. 300 Studierenden kleinen Kunstakademie, das die Entstehung persönlicher Abhängigkeiten der Studentinnen und Studenten von der Professorenschaft begünstigt. Isolation und Ausgrenzung sind häufig die Folge von Widerstand. Autorität greift dann besonders stark, wenn der einzige Draht zum Erfolg über den Professor läuft.

Deswegen werden aus Kunststudenten Kandidaten, die eben nicht das vermeintlich Authentische im Künstlertum suchen, selbst wenn sie von einer Generation von Professoren gefördert werden. (Deren Geist der 70er Jahre Documentae und Schneckenburgers schwebe über uns in der Erwartung, daß aus dieser Akademie viele Berühmte erwachsen. Diese Hoffnung erfüllt uns mit der Gewißheit, daß sie den Ruhm der Akademie begründe und den Legitimationszwängen widerstehe.) Die Professoren schreiben es sich auf ihre Fahnen, wenn einige ihrer Eleven reihenweise Förderpreise und Stipendien zugesprochen bekommen.

Dieser allgemeine Umstand läßt die jährlichen Rundgänge in Münster und anderswo durchschnittlich erscheinen. An vielen Hochschulen im Bundesgebiet breitet sich das Phänomen des Eklektizismus aus. Somit reiht sich Münsters Kunstproduktion in den Kanon einer akademischen Kunsttradition ein, der durchaus martkfähig erscheint, wenn er am richtigen Ort, dem Absatzgebiet für die Kunst, Widerhall findet.

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