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Die 12 Artikel der Bauern zielen auf keine prinzipielle Änderung der gesellschaftlichen Verhältnisse. Sie versuchen lediglich wenige konkrete Verbesserungen und zu erreichen, sie basieren im Wesentlichen auf den Beschwerdeschriften, die der Baltringer Bauernhaufen dem Schwäbischen Bund vorlegte, sie beinhalten folgende Forderungen: Wahl und Gewalt über den Pfarrer, Abgabe des rechten Korn-Zehnt, wie es sich gebührt (als Unterhalt für Pfarrer und die Seinen, den Rest an Arme und als Vorrat), keine Abgabepflicht von Vieh, Freiheit von Leibeigenschaft, Jagdbefugnis für die Gemeinschaft, Besitz, der nicht ausreichend mit Urkunden belegt ist, zählt zum Gemeineigentum, für alle zugängliche Wälder und Brennholz, Anerkennung des Bauern als Vertragspartner, einen durch kundige Leute festgelegten Pachtzins, unabhängige Justiz und Rechtssicherheit, Enteignung der Herren von unredlich erworbenen Ländereien, gerechte Behandlung von Witwen und Waisen.

Diese starke Wirkung und Verbreitung der 12 Artikel beruhte darauf, dass sie die bäuerlichen Forderungen auf der Grundlage des göttlichen Rechts verallgemeinerten und ihre Berechtigung durch Belege aus der Bibel nachwiesen. Hier ließ sich die reformatorische Ideologie gut mit den sozialen Forderungen verbinden. Im Original...


Die 12 Artikel

Die grundlegenden und rechten Hauptartikel aller Bauernschaft und Hintersassen der geistlichen und weltlichen Obrigkeiten, von welchen sie sich beschwert vermeinen

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Dem christlichen Leser Friede und die Gnade Gottes durch Christus. Es gibt viele Widerchristen, die jetzt und wegen der versammelten Bauernschaft als Vorwand nehmend das Evangelium schmähen, in dem sie sagen: "Das sind die Früchte des neuen Evangeliums ? Niemandem gehorsam sein, an allen Orten aufstehen und sich aufbäumen, mit großer Gewalt zuhauf laufen und sich zusammenrotten, geistliche und weltliche Obrigkeit zu reformieren, aufreizen, ja vielleicht sogar zu erschlagen ?" Allen diesen gottlosen, frevelhaften Urteilen antworten diese nachfolgenden Artikel. Zum ersten, daß sie diese Schmach Gottes beenden. Zum andern die Ungehorsamkeit, ja die Empörung aller Bauern, christlich begründen. Zunächst ist das Evangelium keine Ursache der Empörung oder des Aufruhrs, denn es ist das Wort Christi, des verheißenen Messias, dessen Wort und Leben nichts außer Liebe, Friede, Geduld und Einigkeit lehrt, so daß alle, die an Christus glauben, lieben, friedlich, geduldig und einig werden. Wie denn auch die Grundlage aller Artikel der Bauern (wie dann klar geschehen wird), das Evangelium zu hören und demgemäß zu leben, dahin gerichtet ist. Wie können denn die Widerchristen das Evangelium eine Ursache der Empörung und des Ungehorsams nennen ? Daß aber etliche Widerchristen und Feinde des Evangeliums sich gegen eine solche Anmutung und Begehren auflehnen und aufbäumen, ist nicht das Evangelium die Ursache, sondern der Teufel, der schädlichste Feind des Evangeliums, der solches durch den Unglauben in den Seinen erweckt, wodurch das Wort Gottes (Liebe, Friede und Einigkeit lehrend) unterdrückt und weggenommen wurde. Zum anderen daraus klar und eindeutig folgt, daß die Bauern in ihren Artikeln dieses Evangelium als Lehre und Leben begehrend, nicht ungehorsam oder aufrührerisch genannt werden können. Ob aber Gott die Bauern (die nach seinem Wort in Furcht zu leben rufen) erhören will, wer will den Willen Gottes tadeln ? Wer will in sein Gericht eingreifen ? Ja, wer will seiner Majestät widerstreben ? Hat er die Kinder Israels, die ihn riefen, erhört und aus der Hand des Pharaos befreit, kann er nicht auch heute die Seinen erretten ? Ja, er wird sie erretten! Und bald! Deshalb, christlicher Leser, lies die nachfolgenden Artikel genau, und urteile danach!

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Der erste Artikel

Zum ersten ist usere demütige Bitte und Begehren, auch unser aller Wille und Meinung, daß wir nun und in Zukunft Gewalt und Macht haben wollen. Die ganze Gemeinde soll ihren Pfarrer selbst wählen und einsetzen und auch die Macht haben, den selben wieder abzusetzen wenn er sich ungebührlich verhält. Derselbe gewählte Pfarrer soll uns das Evangelium klar und eindeutig predigen, ohne alle menschlichen Zufügungen, Lehren und Gebote, dann uns den wahren Glauben stets verkündigen, gibt uns Ursache, Gott um seine Gnade zu bitten, uns denselben wahren Glauben einzuprägen und in uns zu befestigen. Denn wenn seine Gnade in uns nicht eingeprägt wird, so bleiben wir stets Fleisch und Blut, das zu nichts nütze ist, wie klar in der Schrift steht, das wir nur allein durch den wahren Glauben zu Gott kommen können und allein durch seine Barmherzigkeit selig werden können. Darum ist uns ein solcher Vorsteher und Pfarrer vonnöten und in dieser Gestalt und Schrift begründet.

Der andere Artikel

Zum andern: Nachdem der rechte Zehnt aufgesetzt ist im Alten Testament und im Neuen allso erfüllt, nichts destominder wollen wir den rechten Kornzehnt gern geben. Doch wie sich gebührt: demnach soll man ihn Gott geben und mit den Seinen teilen, gebührt es einem Pfarrer, so klar das Wort Gottes verkündet. Wir sind des Willens, hinfort diesen Zehnt unser Kirch-Pröpst, so dann eine Gemeinde setzt, sollen einsammeln und einnehmen, davon einem Pfarrer, so von einer ganzen Gemeinde erwählt wird, sein angemessen genügsam Aufenthalt geben; ihm und den Seinen nach Erkenntnis einer ganzen Gemeinde. Und was überbleibt, soll man mit armen Bedürftigen (so im selben Dorf verhanden sind) teilen, nach Gestalt der Sache und Erkenntnis einer Gemeinde. Was überbleibt, soll man behalten, falls man zu Felde ziehen müßt von Landsnot wegen. Damit man keine Landessteuer auf den armen Mann legen darf, soll man's von diesem Überschuß ausrichten. Auch ob Sache wäre, daß eins oder mehr Dörfer wären, die den Zehnten selbst verkauft hätten aus etlicher Not halben, dieselbigen so darum zu zeigen in der Gestalt haben von einem ganzen Dorf, der soll es nicht entgelten, sondern wir wollen uns ziemlicherweis nach Gestalt der Sache mit ihm vergleichen, ihm solches wieder mit ziemlicher Frist und Zeit ablösen. Aber wer von keinem Dorf solches erkauft hat und ihre Vorfahren sich selbst solches angeeigent haben, wollen und sollen und sind ihnen nichts weiteres schuldig zu geben, allein, wie oben steht, unsern erwählten Pfarrer damit zu unterhalten. Nachmalen ablösen oder mit den Bedürftigen teilen, wie die Heilige Schrift einhält, seien sie geistlich oder weltlich. Den kleinen Zehnt wollen wir gar nicht geben, denn Gott der Herr hat das Vieh frei dem Menschen erschaffen, so daß wir für einen unziemlichen Zehnt schätzen, den die Menschen erdacht haben. Darum wollen wir ihn nicht weiter geben.

Der dritte Artikel

Zum dritten ist der Brauch bisher gewesen, daß man uns für ihr Leibeigenleut gehalten haben, welches zu erbarmen ist, angesehen, daß uns Christus all mit seinem kostbarlichen Blutvergüßen erlöst und freigekauft hat, den Hirten gleich als wohl als den Höchsten, keiner ausgenommen. Darum findet sich mit der Schrift, daß wir frei seien und es auch sein wollen. Nicht daß wir gar frei sein wollen, kein Oberkeit haben wollen, lernet uns Gott nicht. Wir sollen in Geboten leben, nicht in freiem fleischlichen Mutwillen, sondern Gott lieben, ihn als unsern Herren in unsern Nächsten erkennen und alles das tun, so wir auch gern hätten, das uns Gott am Abendmahl geboten hat zu einem Vermächtnis. Darum sollen wir nach seinem Gebot leben. Zeigt und weist uns dies Gebot an, daß wir der Oberkeit nicht gehorsam seien? Nicht allein der Oberkeit, sondern wir sollen uns gegen jedermann demütig zeigen, daß wir auch gern gegen unser erwählten und gesetzten Oberkeit (so uns von Gott gesetzt) in allen ziemlichen und christlichen Sachen gern gehorsam sein. Wir sind auch ohne Zweifel, ihr werdet uns der Leibeigenschaft als wahre und rechte Christen gern entlassen oder uns im Evangelium des berichten, daß wir's seien.

Der vierte Artikel

Zum vierten ist bisher im Brauch gewesen, daß kein armer Mann nicht Gewalt gehabt hat, das Wildbrett, Geflügel oder Fische in fließendem Wasser nicht zu fangen zugelassen werden, welches uns ganz unziemlich und unbrüderlich dünkt, besonders eigennützig und dem Wort Gottes nicht gemäß sein. Auch in etlichen Orten die Oberkeit uns das Wild zu Trotz und mächtigem Schaden haben, wir uns das Unser (so Gott dem Menschen zu Nutz wachsen hat lassen) die unvernünftigen Tiere zu Unnutz verfressen mutwilliglich, leiden müssen, dazu stillschweigen, das wider Gott und dem Nächsten ist. Denn als Gott der Herr den Menschen erschuf, hat er ihm Gewalt gegeben über alle Tiere, über den Vogel in der Luft und über den Fisch im Wasser. Darum ist unser Begehren: wenn einer Wasser hätte, daß er's mit gnügsamer Schrift beweisen mag, daß man das Wasser ihm wissentlich also verkauft hätte, begehren wir's ihm nicht mit Gewalt zu nehmen, sondern man müßte ein christliches Einsehen darinnen haben von wegen brüderlicher Liebe. Aber wer nicht gnügsam Anzeigen darum kann tun, soll's einer Gemeinde ziemlicherweis mitteilen.

Der fünfte Artikel

Zum fünften sind wir auch beschwert der Wälder halben, denn unsere Herrschaften haben sich die Hölzer alle allein angeeignet, und wenn der arme Mann etwas bedarf, muß er's für doppeltes Geld kaufen, ist unser Meinung: was für Hölzer seien, es haben s' geistlich oder weltlich innen, die es nicht gekauft haben, sollen einer ganzen Gemeinde wieder anheimfallen und einer Gemeinde ziemlicherweis frei sein, einem jeglichen sein Notwendigstes ins Haus zu bringen umsonst lassen nehmen, auch wann vonnöten sein würde zu zimmern, auch umsonst nehmen, doch mit Wissen derer, so von der Gemeinde dazu erwählt werden. So aber keins vorhanden war dann das, so redlich gekauft worden ist, soll man sich mit denselbigen Besitzern brüderlich und christlich vergleichen. Wenn aber das Gut am Anfang aus ihnen sich selbst angeeignet war worden und nachmals verkauft worden, soll man sich vergleichen nach Gestalt der Sache und Erkenntnis brüderlicher Liebe und Heiliger Schrift.

Der sechste Artikel

Zum sechsten ist unser hart Beschwerung der Dienste halben, welche von Tag zu Tag gemehrt werden und täglich zunehmen. Begehren wir, daß man ein ziemlich Einsehen darein tue, uns dermaßen nicht so hart beschweren, sondern uns gnädig hierinnen ansehen, wie unser Eltern gedient haben, allein nach Laut des Wortes Gottes.

Der siebente Artikel

Zum siebenten: daß wir hinfüro uns von der Herrschaft nicht weiter wollen lassen beschweren, sondern wie's ein Herrschaft ziemlicherweis einverleiht, also soll er's besitzen laut der Vereinbarung des Herren und Bauern. Der Herr soll ihn nicht weiter zwingen noch dringen, mehr Dienst noch anders von ihm umsonst begehren, damit der Bauer solches Gut unbeschwert, also ruhig brauchen und genießen möge. Ob aber dem Herren Dienste vonnöten wären, soll ihm der Bauer willig und gehorsam wie bisher sein, doch zu Stund und Zeit, das dem Bauern nicht zu Nachteil diene und ihm um einen ziemlichen Pfenning Dienst tun.

Der achte Artikel

Zum achten sind wir beschwert und derer viel, so Güter inne haben, daß dieselbigen Güter die Pacht nicht ertragen können und die Bauern das Ihre darauf einbüßen und verderben. Wir wollen, daß die Herrschaft dieselbigen Güter ehrbär Leut besichtigen lassen und nach der Billigkeit ein Pacht schöpfe, damit der Bauer seine Arbeit nicht umsonst tue, denn ein jedlicher Tagwerker ist seines Lohns würdig.

Der neunte Artikel

Zum neunten seien wir beschwert der großen Frevel, so man stets neue Gesetze macht, nicht daß man uns straft nach Gestalt der Sache, sondern zuzeiten aus großem Neid und zuzeiten aus großer Gunst. Ist unser Meinung, uns bei alter geschriebener Strafe strafen, danach die Sache verhandelt ist, und nicht nach Gunst.

Der zehent Artikel

Zum zehenten sind wir beschwert, daß etliche sich haben Wiesen angeeignet, desgleichen Äcker, die aber zu einer Gemeinde gehören. Dieselbigen werden wir wieder zu unsern gemeinsamen Händen nehmen. Es sei denn Sache, daß man's redlich gekauft habe. Wenn man's aber unbilligerweis gekauft hätte, soll man sich gütlich und brüderlich miteinander vergleichen nach Gestalt der Sache.

Der eilft Artikel

Zum eilften wollen wir den Brauch, genannt die Todesfallsteuer, ganz und gar abgeschafft haben, und nimmer leiden noch gestatten, daß man Witwen, Waisen das Ihrige wider Gott und Ehren also schändlich nehmen, berauben soll, wie es an vielen Orten (in vielfältiger Gestalt) geschehen ist. Und von denen, die sie beschützen und beschirmen sollten, haben sie uns geschunden und geschaben. Und wenn sie wenig Fug gehabt hätten, hätten sie's gar genommen. Das Gott nicht mehr leiden will, sondern soll ganz ab sein, kein Mensch nichts hinfür schuldig sein zu geben, weder wenig noch viel.

Beschluß

Zum zwölften ist unser Beschluß und endliche Meinung: wenn einer oder mehrere Artikel, allhier gestellt (so dem Wort Gottes nicht gemäß) wären, als wir dann nicht vermeinen, dieselbigen Artikel wolle man uns mit dem Wort Gottes für unziemlich anzeigen, wollten wir davon abstehen, wenn man's uns auf Grund der Schrift erklärt. Ob man uns schon etliche Artikel jetzt zuließ und hernach sich befänd, daß sie unrecht wären, sollen sie von Stund an tot und ab sein, nichts mehr gelten. Desgleichen, ob sich in der Schrift mit der Wahrheit mehr Artikel finden, die wider Gott und Beschwernis des Nächsten wären, wollen wir uns auch vorbehalten und beschlossen haben und uns in aller christlicher Lehre üben und brauchen. Darum wir Gott den Herren bitten wollen, der uns dasselbige geben kann und sonst niemand. Der Friede Christi sei mit uns allen.

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