John Baldessari

This is a tale of two artists.

The first artist of this story believed in art. He read about art and talked to other artists about art. But he didn't feel right calling himself an artist because: an artist was a person one reads about in books, newspapers and magazines and whose works were seen in museums and galleries. And who lived in big cities. This artist lived in a small city and took care of his elderly father. He was kind. He was also a good artist. But he knew that to be an artist one should be in print. That's how people could tell who was an artist and what was art.

The second artist lived in a big city. He too liked to talk about art. He talked at gallery openings, museum openings, studio parties. Mostly he talked to gallery directors, critics, museum curators, book publishers, newspaper and magazine writers, art history professors, collectors, and artists. He talked about his work and travelled a lot to do this. He only did art when he had to, since art was an idea. Soon his name and ideas were everywhere in print and everybody knew that he was an artist and that what he did was art.

Moral: Time flies so first things first.


Zwei Künstler

Dies ist die Geschichte von zwei Künstlern. Der erste Künstler dieser Geschichte glaubte an die Kunst. Er las über Kunst und sprach mit anderen Künstlern über Kunst. Aber er fand es nicht richtig, sich selber einen Künstler zu nennen, weil: ein Künstler war eine Person, über die man in Büchern, Zeitungen und Zeitschriften liest und deren Werke man in Museen und Galerien sieht. Und die in großen Städten lebt. Dieser Künstler lebte in einer kleinen Stadt und sorgte für seinen alten Vater. Er war freundlich. Er war auch ein guter Künstler. Aber er wußte, daß man gedruckt sein muß, um ein Künstler zu sein. Auf diese Weise können die Leute erkennen, wer ein Künstler ist und was Kunst ist.

Der zweite Künstler lebte in einer großen Stadt. Er redete auch gerne über Kunst. Er redete bei Galerieeröffnungen, Eröffnungen in Museen, Atelierfesten. Meistens unterhielt er sich mit Galeriedirektoren, Kritikern, Museumsleuten, Bücherverlegern, Zeitungs- und Zeitschriftenschreibern, Kunstgeschichtsprofessoren, Sammlern und Künstlern. Er redete über seine Arbeiten und reiste viel, um dies zu tun. Er machte nur Kunst, wenn er es mußte, weil Kunst eine Idee war. Bald waren sein Name und seine Ideen überall gedruckt und jeder wußte, daß er ein Künstler war und daß das, was er tat, Kunst war.

Moral: Die Zeit fliegt dahin, deshalb tue die wichtigen Dinge zuerst.


John Baldessari, geboren 17. Juni 1931 in National City, California. Lebt zur Zeit in Santa Monica, California.

Publikationen: "Ingres and Other Parables" Studio International, London, 72

http://www.baldessari.org/