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VORLÄUFER

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BOHEME

  • in München
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RÄTEREPUBLIK

  • in München

ARBEITERTHEATER 1880-1930s

WEIMARER REPUBLIK

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1960 - 1970 - 1980

----1989----

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 ARBEITERTHEATER PAGES

Methoden und Techniken des Arbeitertheaters

Im Folgenden einige aus den verschiedenen Formen des Arbeitertheaters abgeleitete Methoden und Techniken, als Anregung für Aktualisierungen:

  • Cantastoria / Moritatensänger Bänkelsänger: Das Öffentliche Vortragen (Erzählen oder Singen) von Geschichten, zb subjektiven Erlebnissen aus der Arbeitswelt, unter Bezugnahme und Erläuterung visueller Darstellung, oft endend mit einer "Moral von der Geschicht". Beispiel Ernst Busch als Moritatensänger in der Dreigroschenoper
  • Tableaux Vivants (see also below, Augusto Boal): stage a few tableaux vivants from your own work experience (every person on stage has a function in the narration of the image). the "narrator is the director of the scene... this could be extended to a sequence of images (light off-on / curtain close/open) to tell a story / further: costumes, light
  • Building a body machine (see Meyerholdt and Boal) with a partner. Next: noises of a machine and movements. Next: making the machine more complex adding the others. Example: tranzit https://youtu.be/FPZz34z08AQ?t=1195
 Speech, Choral Speaking, Sprecherchöre, Recitals
  • Der kommentierende Chor existierte bereits im antiken griechischen Theater.
  • einzel vortrag, an individual monologue/talk/speech/recitation/report was often the intro into a group, collektive recitation / facts, material, statistics, numbers, arguments, years, comparisons
  • kollektiv referat / tatsachen, material, statistiken, fakten, zahlen, argumente, jahreszahlen, vergleiche
  • kollektiv chor (stimmlage, kanon, dissonanzen) ja-nein jaa, neinein
  • lebende zeitung
  • sprecher chor (lautstärke, Das Gegeneinander der verschiedenen Stimmen und Chorteile sowie mechanisch nachzuahmende Kürzen, Breiten, Dämpfungen, Verstärkungen ergeben die Wirkung. [...] collective choir (pitch of the voice, canon, a-tonalities)
  • collective speaking (choir) (loundness, voices and parts(of the choir) together and against each other), mechanical voices, shortness, wideness, moderation and amplification of the voices are enhancing the wanted effects

Der Chor kann in seiner Gesamtheit sprechen, und er kann sich teilen in viel und wenig, hohe und tiefe Stimmen, Männer und Frauen, der Ton kann von verschiedenen Seiten des Raumes kommen, verschiedene Töne können durcheinandergehen. die Präsenz einer großen Menge von Leuten auf der Bühne war - neben der Bedeutung für die akustische Wirkung - ein wesentliches Element. Wenn alle Mitwirkenden vereinigt beieinanderstanden, vermochten sie die Macht der Masse zu suggerieren. Die Größe des Sprechchores war geeignet, ein Gemeinschaftsgefühl entstehen zu lassen, und zwar sowohl innerhalb des Sprechchores selbst als auch im Publikum.

the choir can speak as a unity, can divide itself into parts, has many or just a few, high, and low voices, male and female. the sound may come from different parts of the space, differend voices can move and mingle. the presence of many people on the stage was (exept for its acustic effect) an important element of the theatrical setting. standing closely together the group represented the power of the masses and created a feeling of unity (within the participants and within the audience).

style: precision and sharpness, timing, moments of silence, rhythm. cuepoints with absolute precision, repetition of words and sentences. the efffects could be ven more enhanced by using instruments or blows from hammers. the effectss of low and high pitch and loudness, synchronised chanting, together with hammers and other instruments could generate incredible dynamis, an emontional delirium.

for lack of historic examples the following contemporary examples do not illustrate the historic appearances:

Einar Schleef: Sportstück

Schleef brachte den Sprecherchor Ende der 1980er Jahre auf die europäischen Bühnen zurück.

Videos of east asian choirs in schools etc: https://www.youtube.com/watch?v=SOmfvKKubnY

Beschwerdechor / complaints choir

https://en.wikipedia.org/wiki/Complaints_Choir

Volker Lösch arbeitet seit 1995 mit Laien-Sprecherchören, die eine nicht-privilegierte Erfahrung unmittelbar ins Bühnengeschehen integrieren: Volker Löschs Stuttgarter Bürger-Chor: Anzeige gegen Oettinger, Schuster, Wopperer https://www.youtube.com/watch?v=ibuqQubvf8o

 Diskussionsstück/Agitationsstück
  • Das Diskussionsstück ist darauf angelegt, den Spielverlauf zu unterbrechen oder unterbrechen zu lassen, um eine oder mehrere Diskussionen zu Themen, die im Stück verhandelt werden, zuzulassen. Bei diesen Diskussionen soll das Publikum aus seiner passiven Rolle herauskommen und die Schauspielerinnen aus ihrer repräsentativen Rolle. Allen Formen des Arbeitertheaters geht es um die Auflösung der Grenze zwischen Produzenten und Konsumenten.
  • In der sowjetischen Avantgarde gab es die Einrichtung einer Glaskabine, in der über der Bühne hängend ein "Schausgestalter" saß, der/die Zuschaueranfragen bearbeiten und "live senden" konnte. El Lisitzky hatte diese für Malevichs "Sieg über die Sonne" (1913) entworfen. In Tretjakows "Ich will ein Kind haben" (1924) sollte es auch eine solche Kabine geben. (Die Aufführung am Meyerhold-Theater wurde aber immer weiter verschoben und schließlich abgesagt.)
  • Die Figur des "Erzählers", der die Geschichte unterbricht, kommentiert und in sie eingreift, gibt es z.B. im Epischen Theater Brechts und in Augusto Boals Theater der Unterdrückten.
    • Bei den Arbeiterrevuen (-> Piscator) gab es zwischen den einzelnen "Nummern" Conferenciers (oftmals typisierte Arbeiter und/oder Kapitalisten) welche durch den Abend begleiteten, die vorherige Nummern je nach Klassenstandpunkt interpretierten und neuen Nummern ansagten. Daraus entsponnen sich teil pointierte Kommentare und klamaukige oder slapstickartige Einlagen.
  • Teilweise führten die Diskussionen in den Aufführungen zu Tumulten und Handgreiflichkeiten.

Beispiel:

  • Sergej Tretjakow, Ich will ein Kind haben! (1924): Die Protagonistin Milda probiert eine Gleichsetzung von Produktion und Reproduktion. Zur Erfüllung ihres Kinderwunsches benötigt sie einen „Produzenten“, den sie nach genetischen und klassenkämpferischen Gesichtspunkten aussucht. Milda vereint in sich ein subjektives und ein gesellschaftliches Begehren: Die Geburt des neuen Menschen. Mildas Haltung und Vorgehen wird von vielen Figuren im Stück angegriffen. Damit wird die Diskussion angeheizt. Die Figur der Putzfrau spricht dann in zwei Szenen das Publikum direkt an.
 Das Agitationsstück ist weniger Vorlage zur Diskussion als Mittel zur Agitation. 

Seine Charaktere sind meistens weniger ambivalent, sondern Typen oder (Charakter-)Masken.

  • Alle Agitprop-Theatergruppen und -Stücke. Bei den Agitprop Truppen ging es um flexiblen, schnellen Einsatz vor Ort, d.h. es wurde mit wenig oder keiner Kulisse/Bühne gearbeitet. Kostüme wurden durch Arbeitsanzüge/Overalls oder ähnliche uniforme Arbeitskleidung ersetzt. Requisiten. Einfacher, oft holzschnittartiger Aufbau der Stücke. Präzise, ineinander greifende Choreografie in Bewegung und Sprache, chorisches Sprechen wechselt ab mit Einzel-Dialogen, musikalischen Einlagen, Liedern. Die Stücke selbst werden an die aktuellen politischen Realitäten angepasst, es geht ums Kritisieren, Propagieren, Agitieren.
  • Das rote Sprachrohr in Brecht/Dudow/Eisler Kuhle Wampe
  • => Agitprop/Das rote Sprachrohr
 Augusto Boals Theater der Unterdrückten
Unsichtbares Theater
  • Unsichtbares Theater wurde von kommunistischen Theatergruppen in der Sowjetunion der 1920er Jahre entwickelt und von Augusto Boal in den 1960er Jahren für die Situation der brasilianischen Militärdiktatur neu entdeckt. Es ist eine politische oder künstlerische Aktionsform, bei der es darum geht, Theaterstücke nicht auf einer Bühne aufzuführen, sondern ohne Wissen der Zuschauer an öffentlichen Orten. Auch nach Abschluss einer Vorstellung wird das Publikum nicht aufgeklärt. Zweck der Aktion ist es, mit den gespielten Szenen Unterdrückungsmechanismen in einer Gesellschaft aufzuzeigen. Es ist erklärtes Ziel des unsichtbaren Theaters die Zuschauer dazu zu bringen, sich in die inszenierte Vorstellung einzumischen und so aktiv an der Bearbeitung des Themas teilzunehmen. Das unsichtbare Theater zählt zu den Methoden des Theaters der Unterdrückten.
Die konkreten Experimente mit unsichtbarem Theater, die Boal in Europa veranstaltete, scheiterten. Boal, der in den 1970er-Jahren vor einer Militärdiktatur geflohen war, konnte zwar die Technik des unsichtbaren Theaters nach Europa übertragen, nicht aber den erhofften Zweck erzielen. Boal sagte, dass „die Unterdrückungsmechanismen in Deutschland viel zu subtil sind, um durch das unsichtbare Theater sichtbar gemacht zu werden.“
  • Nachdem Boal mit seiner Theatergruppe in Brasilien jahrelang mit den Mitteln des Volkstheaters, des Propagandatheaters und der Adaption von Klassikern mit der Bevölkerung in einen emanzipatorischen Austausch getreten war, musste er nach dem Militärputsch 1968 auf ein anderes Mittel zur Agitation zurückgreifen:
Zeitungstheater
  • Boal schreibt: "Wir schafften den herkömmlichen Theaterproduzenten ab und machten das Volk zum Produzenten seines eigenen Theaters. Eine der ersten Theaterformen ohne die vermittelnde Gegenwart des Künstlers ist das Zeitungstheater. Hier wird der Gegensatz zwischen Künstler und Zuschauer aufgehoben." (29) Ziel des Zeitungstheaters ist es, die sogenannte Objektivität des Journalismus zu decouvrieren _ unter Beachtung von Platzierungen, Schriftgrößen, Grafiken, Formulierungen etc. Boals "Elf Techniken des Zeitungstheaters" beschreiben, welche Wirkungen man erzielt, wenn man eine Zeitungsmeldung aus dem Kontext gelöst vorliest, wie man Nicht Gesagtes vervollständigt und Nachrichten kontextualisiert, koppelt, rhythmisiert, mit Pantomimen, Musik oder Improvisationen begleitet, szenisch oder grafisch zu konkretisieren versucht etc. Das Zeitungstheater kann überall und spontan stattfinden.
Simultane Dramaturgie/Kollektives Erzählen
  • Es geht darum, die Zuschauer zu aktiven Erzählern der Geschichte zu machen. Eine Person aus dem Publikum beginnt mit einem Satz, der von der Gruppe auf der Bühne sofort ohne Worte dargestellt wird. Eine andere Person erzählt weiter, und die Szene entwickelt sich gleichzeitig. Beim Kollektiven Erzählen beteiligen sich alle aus einer Gruppe mit einem Satz/Satzteil/Wort an der Erzählung, alle aus der anderen Gruppe an der daraus entstehenden nonverbalen Szene. Im weiteren Verlauf wird die Arbeit inhaltlicher, es geht um die Darstellung einer bestimmten realen Geschichte eines Teilnehmers/einer Teilnehmerin, die letztendlich selbst in die Rolle einsteigen soll.
Statuentheater (Tableaux Vivants)
  • Boals Statuentheater ist eine Vorform des Forumtheaters. Statt einer Szene wird von einer Gruppe oder Einzelpersonen ein statisches Bild zu einem Thema (Familie, Schule, Gewalt, etc.) dargestellt, d.h. die Darsteller verabreden sich zu einem Tableau Vivant oder entwickeln es aus der Bewegung heraus. Über dieses Bild wird dann gesprochen, andere Gruppen/Personen zeigen ihr Bild zum gleichen Thema. Möglich ist auch, dass eine Person als "Bildhauerin" die anderen zu einem Tableau arrangiert – wobei nicht gesprochen werden soll. In einem zweiten Schritt des Statuentheaters treten die Einzel- oder Gruppenbilder zueinander und zum Publikum in Beziehung. In den Bildern und darauffolgenden Gesprächen geht es Boal u.a. darum, Zusammenhänge aufzuzeigen und Gegenpositionen einzunehmen (z.B. bei Gewaltszenen den Täter, Männer/Frauen etc.). Er nennt diesen Umgang mit der subjektiven Erfahrung und den daraus resultierenden Bildern von Unterdrückung "sozialen Expressionismus". Nun folgt die Dynamisierung der Statuen durch eine rhythmische Bewegung die sie innerhalb der Logik des Bildes ausführen (z.B. essen). Dann folgt ein Satz der zur Figur passt. Darauf folgt wieder eine Bewegung, die im Bild angelegt war. Von einem Ausgangsbild (Realbild/Unterdrückung) und einem Schlussbild (Idealbild/Befreiung) ausgehend, arbeitet die Gruppe mit wechselnden Bildhauerinnen daran, eine Bewegung von A nach B zu finden, die in sich schlüssig ist. Mit dem Statuentheater können gesllschaftliche Zusammenhänge, aber z.B. auch die Struktur der eigenen Gruppe gezeigt und versucht werden, sie zu verändern.
Forumtheater
  • Forumtheater ist eine Form des Agitationstheaters. Oft findet das Forumtheater in Gruppen statt, die sich kennen, weil sie miteinander arbeiten, lernen oder wohnen. Die Gruppe entwickelt eine Szene zu einem konkreten Problem. Diese wird oft von Schauspielern und mit allen zur Verfügung stehenden Theatermitteln aufgeführt; Figuren sind oft typisiert (der Unternehmer, die Vermieterin etc.). Nach Ende der Szene fragen die Performer ihr Publikum, ob sie mit der dargestellten Realität oder der Lösung des Problems einverstanden sind. Die nicht einverstanden sind, wechseln in die Rollen ein, die sie verändern möchten, die anderen machen weiter wie bisher. Die ursprünglichen Darsteller bleiben als beratendes Hilfs-Ich auf der Bühne. Einer von ihnen übernimmt die Spielleitung (auch Joker genannt), erklärt, moderiert, sorgt für Aktion. Den Menschen soll klar werden, dass es an ihnen liegt, die Wirklichkeit zu verändern und dass das nicht einfach, aber auch nicht unmöglich ist. Zwischendurch und am Ende wird diskutiert.
Legislatives Theater
  • Legislatives Theater dient zur Demokratisierung der Politik durch Theater und wurde von Augusto Boal in seiner Zeit als Stadtrat von Rio de Janeiro von 1991 bis 1996 entwickelt. Als Theaterleiter verwandelte Augusto Boal die Zuschauer in Schauspielende, als Stadtrat verwandelte er die Wähler zu Gesetzgebenden. Seine Theatergruppe erarbeitete mit den Bürgerinitiativen in der Stadt die Darstellung der Probleme, dann stellten sie die Szenen der Bevölkerung zur Veränderung vor. Die Anregungen wurden für Gesetzesvorschläge notiert und weiterverarbeitet. Gesetze, die in Boals Amtszeit auf die Initiative seiner Gruppe verabschiedet wurden: Zeugenschutzprogramm, Verbesserungen im Gesundheitswesen (Belange von Alten, Behinderten), Gesetze zur Gleichstellung. Das Projekt bringt nicht nur die Probleme der Bewohnerkreise ins Rathaus, sondern auch das Geschehen in der „Kammer“ in die Außenwelt: Schauspieler und Schauspielerinnen bringen Szenen und Texte von Sitzungen in den öffentlichen Raum. Die Ausgangs- und Grundform des legislativen Theaters ist das Forumtheater.

Literatur:
Augusto Boal, Theater der Unterdrückten. Übungen und Spiele für Schauspieler und Nicht-Schauspieler. Frankfurt/M. 1989
Augusto Boal, Legislative Theatre. Using performance to make politics. London 1998

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